





Hannes Steinert
Plaisir d'amour
Kartoniert
64 Seiten
durchgängig farbig
ISBN 978-3-939542-27-8
Arkadische Jünglinge
Die Darstellung nackter Jünglinge im arkadischen Idyll hat die gesamte Kunstgeschichte hindurch das Werk zahlreicher Maler beeinflusst. Mit den Siebdrucken und Linolschnitten dieses Bandes lässt der Stuttgarter Künstler Hannes Steinert diese Tradition revuepassieren und kommentiert sie auf seine ganz eigene Weise. So lässt sich "Plaisir d'amour" als eine Motivgeschichte der Jünglingsdarstellung in der Bildenden Kunst in Antike, Renaissance, bei den Präraffaeliten, im Jugendstil und der Kunst des 20. Jahrhunderts betrachten. Die Anregungen durch das Werk David Hockneys treten besonders deutlich hervor, aber auch van Eyck, Otto Müller und viele andere haben ihre Spuren hinterlassen.
Plaisir d'amour, das Glück der Liebe, zeigt sich in vielen Gestalten. Steinert malt das verträumte Gesicht, die zarte Berührung, das Beisammensein in freier Natur wie den Übergang zur sexuellen Vereinigung. Die stark stilisierten Darstellungen der jungen Körper verwandeln individuelle Begegnungen in nahezu objektive Konstellationen und Befindlichkeiten. In ihrer Verbindung von großer Ruhe und großer Intensität gelingt es diesen Arbeiten, beim Betrachter selbst einen Anklang des Liebesglücks zu erzeugen.
Es ist eine spöttische Sinnlichkeit, die sich in Steinerts Gestalten artikuliert. Der Ausdruck der Zuwendung, der Sehnsucht und Erwartung streift bewusst ein anrüchiges Moment des Kitsches. Aber diese Posen der Idole des Konsums oder der Lust sind zugleich eine Erinnerung an ein naives Einverständnis mit sich selbst.
Wolfgang Proß
Hannes Steinert (Jg. 1954) lebt und arbeitet in Stuttgart. Seit mehr als zwanzig Jahren ist er mit zahlreichen Einzelausstellungen und Veröffentlichungen ein fester Bestandteil des deutschen Kunstbetriebs, seine Bilder sind in vielen deutschen Städten in öffentlichen Sammlungen vertreten. Bei Männerschwarm erschien bereits "Die Liebe ist mit zartem Rot gefärbt" (1996).
Ob sexuelle Szenen wie man sie von altgriechischer Vasenmalerei kennt oder arkadische Idyllen mit nackten Jünglingen - der 1954 geborene Steinert zitiert den schwulen Bilderkanon und eignet ihn sich spielerisch an. Gegenwärtige Szenerien wie halbnackte Fußballspieler oder cruisende Männer im Sexkino schließen sich da nahtlos an mythologische Motive an.
Axel Schock in Hinnerk
Ein Kleinod.
Mario Reinthaler in Xtra
Besonders interessant sind die in den letzten Jahren entstandenen Siebdrucke, die den Übergang in eine neue Werkphase markieren. Hier spielt der Künstler virtuos mit dem Mythos Arkadien, jenem verklärten Land, in dem ein Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge möglich ist. Doch bei aller Idylle und Schönheit ist Hannes Steinert immer auch ein gesellschaftspolitisch unbequemer Mahner geblieben.
Box